Ableismus

Was ist Ableismus?

Der Begriff „Ableismus“ setzt sich zusammen aus dem englischen Wort „able“ (to be able = fähig sein) und „ismus“. Damit wird seine Verwandtschaft mit anderen Diskriminierungsformen wie Rassismus und Sexismus deutlich.

Ableismus wird verwendet, um die Reduktion eines Menschen auf seine Beeinträchtigung zu bezeichnen. Damit einher geht eine Abwertung (wegen einer Beeinträchtigung) oder aber eine Aufwertung (trotz einer Beeinträchtigung). In jedem Fall werden die Betroffenen nicht als gleichberechtigtes Gegenüber wahrgenommen, sondern auf- oder abgewertet.

Frau A. fährt nach der Arbeit mit dem Bus nach Hause. Der Busfahrer ist angesichts der Rollstuhlfahrerin, die zur Stoßzeit mitgenommen werden möchte, deutlich genervt und fragt: „Muss das denn sein, dass Sie um diese Zeit fahren?“ Frau A. antwortet, dass sie den Bus brauche, um von der Arbeit nach Hause zu kommen. Draufhin schlägt die Ablehnung des Busfahrers in Bewunderung um: „Oh, das ist gut, dass Sie Arbeit haben und arbeiten können!“

vgl. Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.v. - ISL

Ableismus erkennen und begegnen. Strategien zur Stärkung von Selbsthilfepotenzialen.

Wie äußert sich Ableismus?

Während das Konzept des Ableismus noch recht neu ist, sind es die vielfältigen Diskriminierungsformen, die damit einhergehen, definitiv nicht.

Hier einige Beispiele:

  • Unsere imaginäre Frau A. aus dem Beispiel oben möchte weder als „Behinderte, die die Busabfahrt verzögert“ noch als „tolle Frau, die trotz ihrer Behinderung arbeitet“ wahrgenommen werden, sondern lediglich als Benutzerin eines öffentlichen Verkehrsmittels. Beide (impliziten) Beurteilungen verletzen sie – ebenso, wie es für Personen mit Kinderwagen verletzend ist, wenn sie zu Störfaktoren erklärt werden.
  • In unserer Sprache sind einige Wortmeldungen üblich, die weder besonders geistreich noch respektvoll sind. Andere Ausdrücke stattdessen zu verwenden, bedeutet, Menschen mit Einschränkungen auch sprachlich wert zu schätzen.
    — Person ist an den Rollstuhl gefesselt –> für viele Menschen, die einen Rollstuhl benutzen, ist dies kein „angewiesen sein“ und schon gar kein „gefesselt sein“. Im Gegenteil! Rollstuhlbenutzer*innen erfahren oft durch die Verwendung des Rollstuhles eine Bewegungsmöglichkeit, die sie ohne ihn nie hätten!
    — Menschen als „taubstumm“ zu bezeichnen ist nicht mehr zeitgemäß, da die meisten gehörlosen Menschen, wenn ihnen das Erlernen gestattet wurde, Gebärdensprache sprechen. Weitere Infos dazu: Gehörlos und nicht taubstumm 
    — „Behinderte“, „Beeinträchtigte“, „Blinde“,… sind alles Bezeichnungen, die die Behinderung in den Vordergrund stellen. Sie alle sind Menschen, die eine Beeinträchtigung haben und es ist wichtig, dies auch so zu benennen. Wenn die Behinderung keine notwendige Zusatzinformation liefert, kann sie überhaupt weggelassen werden. 
  • Menschen, die als „behindert“ oder „beeinträchtigt“ bezeichnet werden, werden oft von der Gesellschaft behindert oder beeinträchtigt. So ist das Problem ja nicht Frau A. an sich, sondern durch eine erhöhte Bustaktung, barrierefreie Haltestellen, genügend Platz in den Bussen, eigene Busspuren, um Verzögerungen durch Staus zu verhindern, usw. wäre nicht nur ihr, den anderen Fahrgästen und dem Busfahrer, sondern auch Eltern mit Kinderwägen oder älteren Menschen mit Einkaufstrollys, Menschen mit einem Gipsbein und Kindern geholfen.

Was kann ich tun?

Um betreffende Menschen respektvoll zu behandeln, ist es wichtig, sich folgende Fragen zu stellen (vgl.: https://www.aktion-mensch.de/dafuer-stehen-wir/was-ist-inklusion/ableismus [24.01.2022]):

  • Spreche ich mit meinem Gegenüber respektvoll und auf Augenhöhe?
  • Behandle ich mein Gegenüber aufgrund der Behinderung abwertend/schlecht/unfair?
  • Behandle ich mein Gegenüber aufgrund der Behinderung mitleidig?
  • Spreche ich eine Person mit Behinderung direkt an oder kommuniziere ich nur über Begleitpersonen?
  • Ziehe ich Schlüsse über die Gefühlswelt meines Gegenübers, ohne die Person selst nach ihrem Befinden gefragt zu haben?
  • Spreche ich Ungleichbehandlungen (Abwertungen und Aufwertungen) von Menschen mit Behinderungen an, wenn ich entsprechende Situationen mitbekomme?
  • Kläre ich mein Umfeld über den Ausdruck Ableismus und seine Bedeutung auf?

Was kann ich tun, wenn ich von Ableismus betroffen bin?

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