Ressourcen zum Erkennen, Verhindern und Melden von Gewalt
Das Bekenntnis der FH OÖ zu Diversität und Inklusion
FH OÖ Kompass bekennt sich zu den 10 Handlungsleitenden Grundsätzen der Fachhochschule Oberösterreich. So bekennt sich FH OÖ Kompass zum Grundsatz 2, der besagt: „Die FH OÖ vertritt eine Wertehaltung, die keinerlei Form von Diskriminierung duldet, sei es aufgrund des Geschlechts, aufgrund der rassischen oder ethnischen Herkunft, sei es aufgrund der Religion, der Weltanschauung, einer Beeinträchtigung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung.“
Darüber hinaus bekennt sich der FH OÖ Kompass zum Grundsatz 10, der besagt: „Die FH OÖ bekennt sich zum Grundrecht auf Bildung für alle Menschen und unterstützt national und international Menschen bei der Erlangung der notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten.“
Die FH OÖ verpflichtet sich, ein sicheres, respektvolles und integratives Lernumfeld für alle Studierenden zu schaffen und zu erhalten. Hier findest du Ressourcen, um Gewalt zu erkennen, zu verhindern und zu melden.
Was ist Gewalt?
Gewalt stammt vom mittelhochdeuten Wort „waltan“, was so viel bedeutet wie „beherrschen“ oder „stark sein“. Allgemein betrachtet wird unter dem Begriff „Gewalt“ eine Handlung oder eine Struktur verstanden, welche zu einer physischen und/oder psychischen Schädigung führt oder diese androht.
Finden eine Bedrohung oder Unterwerfung bzw. ein körperlicher und/oder psychischer Zwang gegenüber Personen statt, oder werden bewusst und absichtlich Tiere oder Dinge geschädigt, spricht man somit von Gewalt.
Wie Gewalt entsteht, kann nicht eindeutig gesagt werden. So können Erfahrungen durch familiäre Gewalt, soziale Benachteiligungen, schlechte Zukunftsaussichten, allgemeine Entwicklungsprobleme oder auch eine intensive Mediennutzung dazu beitragen, gewalttätige Handlungen und Verhaltensweisen aufzuzeigen.
Motive für Gewalt
Die Motive für Gewalt können sehr vielseitig sein. In vielen Fällen dient Gewalt dazu, das Ungleichgewicht auszunützen und Macht auszuüben bzw. die eigene Macht zu beweisen. Oft wird in diesem Zusammenhang auch von Aggressionen gesprochen. Die Suche nach (sozialer) Anerkennung ist gerade für viele Jugendliche ausschlaggebend für gewalttätige Handlungen. Der Versuch, sich gegenüber anderen Personen oder Gruppen Respekt zu verschaffen, soll dazu dienen, das eigene Selbstwertgefühl zu verstärken und führt im Zuge dessen oftmals zur Gewalt.
Auch Kompensation negativer Gefühle wie Angst, Wut, Neid, Kränkungen etc. können, vor allem in Stresssituationen, dazu führen, sich bedroht oder provoziert zu fühlen. Personen, die ein eher geringes Selbstwertgefühl besitzen, keine Handlungs- oder Bewältigungsalternativen erkennen können oder eine niedrige Frustrationstoleranz haben, versuchen diese Gefühle häufig mit aggressiven Verhaltensweisen auszugleichen.
Gruppendruck und Langeweile spielen in einem bereits gewalttätigen Umfeld oftmals eine bedeutende Rolle. Gewaltaktivitäten stellen für manche Menschen eine Abwechslung im Alltag oder einen Nervenkitzel dar. Oftmals sind Personen nur Mitläufer*innen größerer Gruppen. Aus Angst, selbst zum Opfer zu werden und dem Wunsch dazuzugehören, fügen sie sich der Meinung der Gruppe.
Formen von Gewalt
Gewalt ist sehr umfangreich, vielfältig und kann unterschiedliche Ausprägungen haben. Im Allgemeinen wird sie in persönliche und strukturelle Gewalt unterteilt. Persönliche Gewalt äußert sich durch körperliche und seelische Gewalt von einzelnen Tätern*innen. Im Gegensatz dazu umfasst strukturelle Gewalt die gesellschaftlichen Verhältnisse und geht nicht von anderen Personen aus. Die Formen der Gewalt, einschließlich körperlicher Gewalt, psychischer Gewalt, sexueller Gewalt und wirtschaftlicher Gewalt, werden im Folgenden ausführlicher beschrieben:
Definition Formen von Gewalt
Was kann ich tun, wenn ich von Gewalt betroffen bin?
Wenn du selbst von Gewalt bedroht bist oder weißt, dass eine andere Person von Gewalt bedroht ist, ruf‘ um Hilfe. Folgende Angebote können dich und andere Personen unterstützen.
Polizei (133 oder 122): Wenn akute Gefahr droht, ruf‘ bei die Polizei zu Hilfe. Der Notruf ist kostenlos, funktioniert in allen Netzen (auch ohne Guthaben) und auch bei aktivierter Tastensperre und ohne SIM-Karte. Gehörlose Personen können per SMS rund um die Uhr unter 0800 133 133 polizeiliche Hilfe rufen. Die Polizei kann je nach Situation eine Wegweisung aussprechen, eine Anzeige aufnehmen oder die gewalttätige Person in Haft nehmen.
Die Krisenhilfe in Oberösterreich steht dir zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Rat und Hilfe zur Seite. Du kannst dich entweder jederzeit telefonisch unter +43 732 21 77 oder online für eine Online-Beratung an die Krisenhilfe wenden. Die Leistung kannst du kostenlos in Anspruch nehmen, wenn du einen Wohnsitz in Oberösterreich hast.
Frauenhelpline: Gewalt gegen Frauen ist die häufigste Form von Gewalt in Österreich und betrifft Frauen aller Altersgruppen, sozialer Schichten, Kulturen, Religionen, in allen Lebenslagen und Situationen, in der Familie, in Beziehungen, am Arbeitsplatz, im Freundes- und Bekanntenkreis,… Wenn du selbst von Gewalt betroffen bist, ist es wichtig, dass du dir Hilfe suchst, auch wenn es schwer ist, das Schweigen zu brechen und viel Mut erfordert, sich an eine Beratungsstelle zu wenden. Eine Beratung auf Englisch ist immer, andere Sprachen sind auf Anfrage möglich.
Gewaltschutz Zentren: Beratung bei häuslicher Gewalt, Gewalt im sozialen Umfeld, Stalking / andauernder Verfolgung, sowie für Prozessbegleitung.
Männerinfo: Die Männerinfo ist anonym, vertraulich und kostenlos. Es wird 24h Unterstützung in akuten Konflikt- und Krisensituationen angeboten. Das Angebot umfasst Informationen, Beratungen und Notschlafstellen.
Online Frauenberatung OÖ: Die Onlineberatung ist kostenfrei und vertraulich. Zuerst braucht es eine Registrierung auf der Webseite und danach kannst du dein eigenes Online-Postfach für die Beratung verwenden. Geantwortet wird werkstags innerhalb von 48 Stunden. Bei akuten Krisen wende dich am besten an die Frauenhelpline, Telefonseelsorge oder Krisenhilfe.
Autonome österreichische Frauenhäuser: Wenn du missbraucht wirst oder dich bedroht fühlst, kannst du dich an das Frauenhaus wenden. Im HelpChat kannst du dich online beraten lassen und sich mit anderen betroffenen Frauen austauschen.
Frauenhaus Linz (+43 732 60 67 00): Das Frauenhaus bietet Schutz, Sicherheit und Unterkunft durch eine Wohnmöglichkeit sowie kostenlose, anonyme Beratung, auch für Frauen die, nicht im Frauenhaus wohnen.
Unter Gewalt ist nie ok! , finden betroffene Kinder und Jugendliche sowie ihre Betreuer*innen Informationen und Unterstützung.
Verein Spektrum (+43 7235 659 69): Der Verein in Gallneukirchen bietet kostenlos und vetraulich Beratung nach terminlicher Vereinbarung an.
Zentrum für Familientherapie und Männerberatung: Das Zentrum bietet Unterstützung bei Problemen in der Partner*innenschaft und/oder in der Familie, bei beruflicher Überlastung sowie Gewalt.
Was kann ich tun, wenn ich Zeug*in von Gewaltsituationen bin?
Gewalt (in der Familie) ist in Österreich ein sehr verbreitetes und daher sehr großes Problem. Aufgrund der engen Beziehung zwischen Täter*innen und Opfern ist es jedoch nicht immer einfach, zu helfen. Die gewalttätigen Personen haben oft sehr viel Macht, so dass es für die Opfer sehr schwierig ist, sich aus den Gewaltbeziehungen zu befreien. Deshalb ist Hilfe von außen besonders wichtig.
Hier ein paar Tipps, was Außenstehende tun können, wenn sie Gewalttaten gegen andere Menschen beobachten oder davon erfahren:
- Reagieren und sich einbringen
- Informationen zum Thema einholen
- Hilfe in akuten Notsituationen leisten
- Kontakt zu den Betroffenen suchen
- Bedingungslose Hilfsbereitschaft
- Entscheidungen der Betroffenen respektieren
- Kontakt mit der gewalttätigen Person suchen
Wenn die Täter*innen erkennen, dass ihr Umfeld von ihren Gewalttaten weiß und sie nicht befürwortet, ist dies ein erster Schritt, da die Betroffenen dadurch implizit gestärkt werden.
Wer in einem konkreten Fall helfen will, sollte sich über die Rechtslage und die Möglichkeiten zur Hilfeleistung beraten lassen. Dies ist zum Beispiel im Gewaltschutzzentrum oder einer anderen unterstützenden Einrichtung (siehe oben) möglich.
Wenn du Zeug*in von Gewalt wirst oder Hilfeschreie hörst, ist es wichtig, so schnell wie möglich zu handeln. Wenn du dich selbst sicher genug fühlst, versuche, die Gewalt zu stoppen, wenn möglich mit der Unterstützung anderer Menschen. Dies erfordert (Zivil-)Courage. Wenn es zu gefährlich ist einzugreifen, kannst du jederzeit die Polizei anrufen (Notruf 133 oder 112).
Aufgrund der Abhängigkeit der Opfer von den Täter*innen kann es vorkommen, dass die Opfer gegenüber der Polizei abweisend sind und sagen, dass nichts passiert ist. Dies ist eine normale Reaktion, die dem Selbstschutz dient, da die Opfer in der Regel weiter mit den Täter*innen zusammenleben. Durch das Einschreiten der Polizei wird die Gewalt jedoch vorerst gestoppt, und das ist in einer akuten Situation das Wichtigste.
Wenn die Opfer negativ auf das Einschreiten reagieren, sollte man das nicht persönlich nehmen, denn oft ist es für misshandelte Personen unmöglich, über die Gewalt zu sprechen. Trotzdem ist es wichtig, immer schnell zu reagieren – das kann Leben retten!
Es ist wichtig, auch nach einer Gewalttat aktiv Hilfe anzubieten. Dazu ist es notwendig, zu einem günstigen Zeitpunkt auf die Betroffenen zuzugehen. Bitte bedenke, dass es für die Opfer sehr unangenehm und gefährlich sein kann, über die Gewaltsituation zu sprechen. Informationen wie: „Ich möchte dir helfen, aber ich verstehe auch, dass es für dich unangenehm ist, darüber zu sprechen. Was kann ich für dich tun?“ können hilfreich sein. Außerdem ist es wichtig, Vertrauen aufzubauen: „Du kannst immer zu mir kommen, ich werde es niemandem erzählen.“
Im Krisenfall sind konkrete Angebote für die Betroffenen besonders wichtig: „Du kannst mich jederzeit anrufen und wir können ein bestimmtes Zeichen vereinbaren, falls du Hilfe brauchst.“
Die angebotene Hilfe sollte immer bedingungslos sein, damit sie die Betroffenen nicht unter Druck setzt. Bevor die eigenen Grenzen der Belastbarkeit erreicht sind, ist es ideal, dies klar zu kommunizieren: „Ich schaffe es nicht mehr, dich aufzunehmen, es ist mir zu viel, aber ich werde dir helfen, andere Unterstützungsmöglichkeiten zu finden.“
Nicht alle Menschen, die missbraucht werden, wollen oder können sich von der gewalttätigen Person trennen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Verantwortungsbewusstsein gegenüber Kindern, Eltern oder anderen pflegebedürftigen Menschen, fehlende Alternativen, Angst vor weiterer Gewalt oder unklare Wohnsituationen. Und manche hoffen einfach, dass sich die Situation irgendwann ändert oder wieder normalisiert.
Wichtigster Grundsatz für alle Unterstützenden – ob im privaten Bereich, in Hilfseinrichtungen oder Institutionen – sollte immer sein, dass die Entscheidungen der Betroffenen respektiert werden. Nur sie können die Entscheidung für ihr Leben treffen. Dafür brauchen sie aber unsere Hilfe.
Hier können insbesondere Männer, die Gewalt ablehnen, eine sehr wichtige Rolle spielen und der Gewalt Grenzen setzen, indem sie gewalttätige Männer mit ihrem Verhalten konfrontieren. Dies kann z.B. durch eine klare Aussage geschehen, dass Gewalt niemals akzeptiert wird, weil es dafür keine Rechtfertigung gibt. Möglichkeiten dafür werden z. B. in der Kampagne gezeigt.
Ich verhalte mich gewalttätig – was kann ich tun?
- Männer können sich an die Männerberatung OÖ oder die Männerinfo wenden
- Frauen finden bei der Frauenhelpline – Hilfe und Unterstützung
- Das Elterntelefon ist über die Telefonseelsorgen OÖ 24 Stunden am Tag unter der Telefonnummer 142 erreichbar.
Weitere Informationen zum Erkennen, Verhindernn und Melden von Sexueller Belästigung
StoP und Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser – Film „Und bist du nicht willig“
Integrationsfonds- Stop- Aufstehen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen
Gewalt bekommt eine Antwort
18. Diversity Talk – Gewalt im sozialen Nahraum
Der 18. Diversity Talk der FH OÖ wurde von Mag.a Eva Schuh vom Gewaltschutzzentrum Oberösterreich zum Thema „Gewalt im sozialen Nahraum – nach wie vor kein Einzelfall. Ursachen und Handlungsmöglichkeiten“ abgehalten.
Gewalt im sozialen Nahraum ist für mehr als ein Drittel aller Frauen in Österreich, die in Beziehung leben, traurige Realität. Auch 28% der Männer erleben in ihrem Wohnraum Gewalt, und 92% aller Gewalttaten gehen von Männern aus. Dass es sich also bei Gewalt in Beziehung und Partner*innenschaft um ein Männerproblem handelt, ist offensichtlich. Was alle Menschen männlichen Geschlechts dagegen tun können, wird in der Kampagne „Mann spricht’s an“ gezeigt, welche Möglichkeiten es für Gewaltbetroffene (Frauen) gibt, wurde im Diversity Talk genauestens erörtert und auch mit Gesetzen in anderen Ländern (zB Spanien, Schweiz) verglichen.
Nachdem Gewalterfahrungen mit großer Scham behaftet sind, stellen wir den Diversity Talk wie immer für Mitarbeitende im Intranet und dieses Mal auch für Studierende, nebenberuflich Lehrende und andere Interessierte auf unserer Kompass-Seite zur Verfügung. In der Hoffnung, dass viele Gewaltbetroffene es wagen, das Schweigen so früh wie möglich zu brechen. Denn Gewalt kann alle treffen und du bist nie schuld daran!
Zum Nachsehen und -hören empfehlen sich die Videoaufnahme sowie die verwendete PPT
Mehr Unterstützung
Handout der FH OÖ: Need Some Help – Erste Orientierung bei Problemen
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